Ratgeber

Wieviel Chemie ist „im Kochtopf“


Viele Verbraucher fragen sich, inwieweit „Chemie“ in Lebensmitteln die Gesundheit schädigt: Chemikalieneinsatz in der Landwirtschaft und Zusätze zum Färben oder Haltbarmachen von Lebensmitteln sind vielen Menschen ein Dorn im Auge.
Hinsichtlich der Krebserkrankungen konnte bislang aber kein eindeutiger Zusammenhang festgestellt werden. Die Wirkung von Zusatzstoffen in der Nahrung als Krebsauslöser wird sehr viel geringer eingeschätzt als die eigentliche Fehl- und Mangelernährung durch zu viel, zu fettes und „verfeinertes“ Essen.
Trotzdem sind Lebensmittelzusatzstoffe und Rückstände in vollwertiger Nahrung unerwünscht. Manche Zusatzstoffe dienen nur der „Kosmetik“, andere werden benötigt, damit Frische und Beschaffenheit auf langen Vertriebswegen erhalten bleiben. Um Rückstände von bedenklichen Stoffen aus der Landwirtschaft zu vermeiden, können Erzeugnisse aus dem ökologischen Landbau (kontrollierter biologischer Anbau) bevorzugt werden.
Echte „Bioprodukte“ erkennt man an den Waren- und Schutzzeichen der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL): ANOG, Bioland, Biokreis Ostbayern, Demeter, Naturland, Gäa Dresden, Bundesverband Ökologischer Weinbau ECO VIN, Ökosiegel und Ökolandbau Sachsen. Die Produkte werden ohne mineralischen Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel erzeugt.
Die Methoden des „Ökologischen Landbaus“ sowie die Grundsätze des „Integrierten Pflanzenschutzes“, bei dem der chemische Pflanzenschutz ergänzend neben anderen Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung angewendet werden soll, haben sich insgesamt in der Landwirtschaft noch nicht durchgesetzt. Bei der bundesweiten Überprüfung konventionell erzeugter Lebensmittel stellte das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in den letzten Jahren fest, dass Salate nach wie vor häufig mit Pflanzenschutzmitteln belastet sind: 87 Prozent der Proben enthielten Rückstände, davon überschritten fast neun Prozent die gesetzlich zugelassenen Höchstmengen. Im Winterhalbjahr ist die Belastung höher, denn besonders beim Anbau unter Glas werden wegen des feucht-warmen Klimas viele Mittel gegen Pilzbefall verwendet. Bei der Produktion unter Glas ist auch der Nitratgehalt in den Pflanzen höher, der bei Blatt- und Kopfsalat recht hoch ist. Wollen Verbraucher dies beim Kauf berücksichtigen, müssen sie auf den Hinweis „aus geschütztem Anbau”, sprich unter Glas, achten.
Bedauerlich ist auch die Situation bei dem als gesundheitsfördernd geltenden Brokkoli. Nur 19 Prozent der Proben waren rückstandsfrei, 81 Prozent wiesen Pflanzenschutzmittel auf, davon neun Prozent oberhalb der erlaubten Höchstmengen. Auch der hohe Rückstandsgehalt bei Weintrauben hat sich nicht geändert. Dagegen sind Zucchini, Zitrusfrüchte und Kiwi weniger verunreinigt.
Die gesetzlich festgesetzen Höchstmengen für Rückstände werden nach internationalen wissenschaftlichen Maßstäben erarbeitet und stellen sicher, dass auch eine tägliche, lebenslange Aufnahme nicht die Gesundheit gefährdet. Überschreitungen von Höchstmengen sind nach dem Lebenmittelrecht nicht zulässig, trotzdem gilt ein gelegentlicher Verzehr solcher Mengen als unbedenklich. Rückstandsfreie Proben zeigen also, dass bei sorgfältigem Anbau eine Belastung nicht notwendig ist.
Verbraucher sollten deshalb saisongerechte Produkte bevorzugen und auf solche mit sehr weiten Transportwegen verzichten. Produzenten und Händler müssen die Verbrauchererwartung stärker berücksichtigen und nicht nur auf die optische Qualität, sondern vor allem auf den inneren Wert einer Ware achten, der durch den Gehalt an Verunreinigungen und Rückständen gemindert wird.
Das gilt besonders, wenn Gemüse und Obst saisongerecht angebaut werden. Dagegen ist Import- und Treibhausware häufiger mit Resten von Pflanzenschutzmitteln belastet.

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