Durch körperliches Training kommt es zu Veränderungen, die sehr spezifisch von der Art des Trainings abhängig sind. Dies sollte auch bei der Durchführung von Sport aus gesundheitlicher Sicht Berücksichtigung finden. Sport ist nicht gleich Sport, auch die gesundheitlichen Risiken sind je nach Art und Durchführung des Sports sehr unterschiedlich.
Aus sportmedizinischer Sicht können bei den einzelnen Sportarten immer wieder auftauchende, sog. motorische Grundbeanspruchungsformen unterschieden werden, nämlich Muskelkraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Koordinationsvermögen und Ausdauer.
Ein Krafttraining führt zu einer Verbesserung der Muskelkraft. Dies kann bei geeigneter Durchführung gesundheitlich positiv sein, etwa zum Ausgleich einer Muskelrückbildung nach einem Beinbruch, bei chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Gelenkrheumatismus etc. Bei den genannten Krankheiten wirkt sich auch eine Verbesserung der Beweglichkeit positiv aus. Durch eine Steigerung des Koordinationsvermögens, also der Bewegungstechnik, können bei eingeschränkter Leistungsfähigkeit, etwa bei einem Patienten nach Herzinfarkt, die vorhandenen Reserven geschickter ausgenutzt werden. Lediglich für Schnelligkeitsbelastungen lässt sich eigentlich kein gesundheitlich positiver Effekt erkennen. Wer nicht ganz gesund ist, sollte sich beim Sport Zeit lassen!
Von besonderer Bedeutung sind aus gesundheitlicher Sicht jedoch Ausdauerbelastungen und die dadurch erreichten Trainingswirkungen. Die Erkrankungen, die in den Industriestaaten die Sterblichkeit bestimmen, sind vor allem Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie Stoffwechselerkrankungen, die wiederum Risikofaktoren für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Der Herzinfarkt ist meist die Folge von Risikofaktoren wie Übergewicht, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, die sämtlich mit dem Stoffwechsel in Verbindung stehen. Nur Ausdauerbelastungen führen zu einem Trainingseffekt im Bereich von Herz, Kreislauf und Stoffwechsel. Folgende positive Auswirkungen sind hier insbesondere zu nennen:
– Verbesserung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit und vor allem der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems.
– Verminderung der Pulszahl in Ruhe und bei gleich intensiver körperlicher Belastung. Wenn das Herz die gleiche Arbeit mit weniger Pulsschlagen vollbringt, so bedeutet dies eine Verringerung seines Sauerstoffbedarfs. Das Herz-Kreislauf-System arbeitet somit ökonomischer. Ursache hierfür ist die oben beschriebene Steuerung des Kreislaufs über den Stoffwechsel in der Muskulatur. Kommt es durch Training zu einer Verbesserung des Muskelstoffwechsels, so wird der Antrieb auf das Herz über die Nerven geringer ausfallen. Jeder, der mit einem Training anfangt, kann dies an sich selbst feststellen. Nach wenigen Wochen wird die Pulszahl bei gleicher Laufgeschwindigkeit und Laufstrecke deutlich niedriger liegen.
– Abnahme des Blutdrucks.
– Senkung eines erhöhten Körpergewichts.
– Senkung erhöhter Blutfettwerte.
– Positive Auswirkungen auf einen erhöhten Blutzucker.
Die Tatsache, dass diese positiven Trainingseffekte vorwiegend durch Ausdauertraining erreicht werden, wird durch einen Blick auf die Befunde bei Leistungssportlern deutlich. Hier zeigen sich die größten Herzen mit der größten Leistungsfähigkeit in typischen Ausdauersportarten, wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, Kanufahren und Rudern. Sportarten ohne Ausdauerkomponente, wie Turnen, Sprint, Gewichtheben, fuhren dagegen zu keinerlei Trainingswirkungen im Herz-Kreislauf-Bereich. Sportarten, die dazwischen liegen, wie der leichtathletische Mehrkampf oder Fußball, die auch einen Ausdaueranteil enthalten, aber nicht nur von Ausdauer bestimmt sind, haben einen mittleren Trainingseffekt.
Diese Ergebnisse zeigen, dass es offensichtlich nicht gleichgültig ist, welchen Sport man betreibt. Sie zeigen aber auch, dass nicht der Anstrengungsgrad für die Trainingswirkung entscheidend ist. Es ist für viele überraschend, dass z. B. bei Turnern, die jeden Tag mehrere Stunden trainieren und sich dabei erheblich quälen, oder bei Bodybuildern, die täglich viele Tonnen stemmen, zwar Beweglichkeit, Geschicklichkeit bzw. Muskelkraft ansteigen, nicht jedoch die Leistungsbreite des Kreislaufs.
Nicht wer sich am meisten quält, hat am meisten vom Sport, sondern der, der ihn vernünftig betreibt!