In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte sich in vielen Wohlstandsländern die Zusammensetzung der täglichen Kost: Der Fleischkonsum nahm zu, und der Verzehr von Gemüse und Getreideprodukten ging zurück. Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass dieser Wandel in den Ernährungsgewohnheiten wahrscheinlich ein wichtiger Grund ist für das gesteigerte Risiko, an Dickdarm- und Magenkrebs zu erkranken. Umgekehrt nimmt man an, dass aufgrund der gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe ein hoher Verzehr an Gemüse und Obst vor vielen Krebsformen schützt. Die antioxidativen Komponenten in Gemüse und Obst verhindern nämlich die Schädigung der Erbsubstanz (DNS) durch freie Radikale, und somit können sie zum Beispiel die Entstehung von Mutationen (Veränderung im Erbgefüge) in der DNS abwehren.
Eine Kost, die reich an Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist, schützt auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einer Studie aus Italien beispielsweise konnte gezeigt werden, dass ein reichlicher Verzehr von Gemüse mit einem geringeren Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, einhergeht. In einer anderen Untersuchung wurde beschrieben, dass ein häufiger Verzehr von Gemüse und Obst (jeweils mehr als einmal pro Tag) im Vergleich zu keinem Verzehr das Sterblichkeitsrisiko nach einem überstandenen Herzinfarkt um bis zu 35 Prozent senkt. Ebenso wird angenommen, dass ein reichlicher Verzehr von Obst und Gemüse bis zu einem bestimmten Grad auch vor Schlaganfällen schützt. Eine Zusammenfassung von Studien kam zu dem Ergebnis, dass jede zusätzliche Obstportion pro Tag das Risiko eines Schlaganfalls um 11 Prozent senken kann. Als Schutzfaktoren verantwortlich gemacht werden die potenten antioxidativen Inhaltsstoffe (sekundäre Pflanzenstoffe, antioxidative Vitamine) sowie Folsäure, Phytoöstrogene (Sojabohne) und Ballaststoffe im Gemüse und Obst. Diese Substanzen wirken vor allem über eine Verminderung des Cholesterinspiegels im Blut und über den Schutz vor Oxidation des „schlechten“ Lipoproteins, LDL, welches bei der Entstehung der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) maßgeblich beteiligt ist.
Schließlich zeigte die bekannte DASH-Studie (DASH steht für Dietary Approaches to Stop Hypertension/Ansätze in der Ernährung, um Bluthochdruck zu stoppen), dass eine Kost, die reich an Obst, Gemüse, Fisch und fettarmen Produkten ist – im Vergleich zu einer fettreichen Kost, die wenig Gemüse und Obst enthält –, zu einer deutlichen Reduktion des Blutdrucks führt. Zusätzlich konnte durch eine geringere Zufuhr von Kochsalz der blutdrucksenkende Effekt der DASH-Diät weiter erhöht werden. Außerdem besteht wahrscheinlich auch eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Menge des täglich verzehrten Obstes und Gemüses und dem Blutdruck; einfach ausgedrückt bedeutet das: je höher der tägliche Gemüse- bzw. Obstkonsum, desto niedriger der Blutdruck.
Der Vorteil von Obst und Gemüse im Vergleich zu anderen Lebensmittelgruppen wie zum Beispiel Fleisch, Fisch und Eiern besteht darin, dass sie zu einem großen Teil – Ausnahme sind vor allem Hülsenfrüchte – auch roh verzehrt werden können und somit der Verlust an wertvollen Nährstoffen durch Erhitzung und Verarbeitung wegfällt.
Hier einige Tipps, wie Sie den Verzehr an Gemüse und Obst erhöhen können (basierend auf Empfehlungen der DGE):
• Bereits zum Frühstück frisches Obst mit Joghurt oder Müsli essen.
• Obst ist immer gut als Zwischenmahlzeit. Gut geeignet sind Äpfel, Orangen, Mandarinen oder Bananen.
• Auch Gemüse wie Paprika, Möhren und Radieschen eignen sich als kleine, appetitliche Sattmacher für zwischendurch.
• Zu jedem Mittagessen gehört auf jeden Fall eine große Portion Gemüse und ein Salat.
• Frischgepresster Frucht- oder Gemüsesaft liefert wertvolle Nährstoffe und kann so eine Portion Obst bzw. Gemüse am Tag ersetzen.
• Erhöhen Sie einfach die Gemüseportion auf dem Teller, indem Sie mehr davon kochen.
Fazit:
■ Gemüse und Obst enthalten essentielle Nährstoffe, Ballaststoffe und wichtige gesundheitsfördernde Wirksubstanzen.
■ Durch einen reichlichen täglichen Verzehr von Gemüse und Obst kann das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich vermindert werden.