Ratgeber

Veränderung braucht Beobachtung

Wenn in einem Unternehmen finanzielle Probleme auftreten, ist das erste Gebot, die Bilanz zu überprüfen. Alle Einnahmen werden den Aufwendungen gegenübergestellt. So findet man sehr rasch die Ursache für Fehlentwicklungen. Ein Ernährungsmanagement sollte ähnlich funktionieren. Der IST-Zustand muss einmal erhoben werden. Nun ist es ja zumeist so, dass Menschen, die zu diesem Buch greifen, ein Körpergewicht haben, das ihrem subjektiven Wohlgefühl nicht mehr und den objektiven Bewertungskriterien (Body Mass Index, auch BMI genannt) schon gar nicht mehr entspricht. Da ist „Bilanz ziehen“ angebracht. In der Wirtschaftswelt heißt es dann:
1. „Wo stehen wir?“
2. „Wie ist es dazu gekommen?“
3. „Wo wollen wir hin?“
4. „Wie gehen wir’s an?“ und
5. „Wie werden wir das Ziel erreichen?“
Uns sollten derzeit die beiden ersten Fragen interessieren.

Wo stehe ich?
Vielleicht fühlen Sie sich gelegentlich schlapp, die Kleidungsstücke um den „Äquator“ spannen ein wenig, das Bücken ist ein bisschen mühsam geworden, und nach einem Aufstieg in den 3. Stock Ihres Bürohauses tanzen kleine Sternchen vor den Augen. Möglicherweise ist auch nur die Puste weg oder der Sommer kommt mit seiner schönen Bademode. Es gibt viele Situationen, die uns vor Augen führen, dass es mit unserer Leibesfülle nicht zum Besten steht.
Die Reaktionen auf diese Erkenntnis sind vielfältig. Einige überspielen die Situation mit originellen Sprüchen wie: „Das ist nur eine vorübergehende Erscheinung, die sich bald wiederlegt“ oder „Ich habe kein Übergewicht sondern bin nur untergroß“. Ein berühmter französischer Feinschmecker meinte dazu: „Gewicht war nie mein Problem. Ich habe einfach auf eine größere Kleidergröße gewechselt.“ Gemeinsam ist diesen Reaktionen: Die Betroffenen wollen ein Gewichtsproblem nicht zur Kenntnis nehmen. Wer den Kopf so in den Sand steckt, wird mit den negativen Erscheinungen weiterhin leben (müssen).
Andere aber wollen zwar Veränderung und eine Verbesserung der derzeitigen Situation, wissen aber nicht, wie Sie dies erreichen können. Viele frühere Diätversuche haben eine Einstellung wachsen lassen, die von Resignation und Hoffnungslosigkeit geprägt ist, und auch die scheinbaren „Wundermittel“ sind nicht im Geringsten dazu geeignet, uns das „Wunder des Abnehmens“ verstehen zu lassen. Und so nehmen wir uns eine Anleihe in der Wirtschaftswelt und gehen die Frage so pragmatisch an, als ginge es um eine kleine, alltägliche Aufgabe in einer Firma wie etwa folgende: Finden Sie heraus, wie die Lieferzeit eines Produktes verkürzt werden kann.

Wie ist es dazu gekommen?
Die Feststellung: „Ich habe einfach zugenommen“ ist zwar korrekt, bringt uns aber noch nicht zu den Ursachen unseres Zustandes. Vielmehr werden wir die Wirkungsweise jenes genetischen Programms unseres Körpers beobachten müssen, welches ein Überangebot an Nahrungsenergie als Körperfett deponiert. Einige unserer Mitmenschen haben dazu genetisch eine geringere Neigung; andere aber, wie Sie oder ich, sind hier „begünstigt“.
Wenn also ein Überangebot an Nahrungsenergie sich als „Pölsterchen“ an unseren ansonsten schönen Körper legt, dann muss eine Möglichkeit gefunden werden, wie dieses Überangebot erkannt und verhindert wird. Eine Bilanz hinsichtlich unserer Lebensgewohnheiten (Ernährung / Verbrennung) wird uns helfen, rasch die Verursacher zu erkennen. Schließlich gibt es, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur zwei Möglichkeiten für zu hohes Gewicht: zu viel Nahrungsenergie oder zu wenig Verbrennung durch den Körper.
Wie kommt man nun zu konkreten Zahlen, um den Überschuss zu erfassen?
In der Wirtschaftswelt gelingt das leicht, weil sowohl Einnahmen als auch Ausgaben eine gemeinsame Messgröße haben – nämlich die Währung. Sie nehmen 1.000 Euro ein und geben 1.000 Euro aus. Es bleibt kein Depot.
Im Ernährungsmanagement ist das nicht so offensichtlich. Wir denken beim Essen nicht in Kilokalorien, sondern wir essen das Schnitzel und trinken das kühle Bier. Und nicht einmal das Ergebnis, sofern uns dies überhaupt interessiert, sind Kilokalorien, sondern eben nur die Kilos. Wir greifen die Pölsterchen. Wir merken, dass der Gürtel, der Reißverschluss oder der Knopf spannt.
Von der einen Messgröße des Essens bis zur Messgröße der körperlichen Auswirkung ist es also relativ weit. Und doch gibt es eine einfache Messgröße, sie heißt Brennwert oder Kalorie. Jede Bewegung des menschlichen Körpers verbraucht eine gewisse, messbare Menge an Energie, und jedes Nahrungsmittel beinhaltet eine gewisse, messbare Menge an Energie. Um zur ausgeglichenen Bilanz (=kein Fettdepot) zu kommen, ist es also nur mehr nötig, die zugeführte und die verbrauchte Energiemenge im Einklang zu halten. Wer pro 100 g Schokolade (Zufuhr 520 kcal) eine ¾ Stunde joggt (Verbrennung 600 kcal), der muss kein Depotfett fürchten.
Um abzunehmen ist es natürlich sinnvoll, die Energiebilanz eine gewisse Zeit lang negativ, also entweder mit geringeren „Einnahmen“ oder mit mehr „Ausgaben“ gegenüber dem jetzigen Stand zu gestalten. In der Praxis sieht das so aus, dass wir Nahrungsmittel suchen, deren Energiegehalt eher gering ist, was bedeutet, dass man z.B. statt einer Portion Kartoffelchips (25 g) zwei Portionen Salzstangen (50 g) essen kann, trotz gleicher Energieaufnahme (135 kcal). Sollten Sie sich allerdings einmal für die Alternative von frischen Karottenstreifen entscheiden, dann müssen Sie sich schon 600 g von diesen gesunden Dingern einverleiben, um auf dieselbe Energiezufuhr zu kommen. Menschen, die so denken, haben bald ihr Ernährungsmanagement im Griff.
Wenn wir abnehmen wollen, geht es ja nicht darum, was wir essen, sondern wie viel davon. Wie der große, alte Arzt des Mittelalters, Theophrastus Paracelsus, meinte: „Die Dosis macht das Gift“. Wer den Brennwert seiner Ernährung vor Augen hat, dem fällt es auch nicht schwer, geeigneten Nahrungsersatz und -alternativen für eine energieärmere Ernährung zu finden.
Die Folge wird sein, dass Sattessen genauso möglich ist, der bisher zugeführte Energieüberschuss in der Nahrung durch ein Energiedefizit ersetzt wird und der Körper veranlasst wird, seine Reserven preiszugeben. Abnehmen ist dann nur logisch und eine Frage der Intensität und Zeit.

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