In der Diskussion um die Schädlichkeit gentechnisch veränderter Lebensmitteln und pestizidbelastetem Obst und Gemüse und daraus resultierenden potenziellen Gefahren wird man als gesundheitsbewusster Verbraucher Bioprodukten den Vorzug geben. Doch liegt man damit richtig? Ökologisch angebaute Lebensmittel sind im Vergleich zu konventionellen Produkten bis zu fünfmal so teuer. Lohnt sich der Mehrpreis im Sinne einer gesunden Ernährung? Über Jahre wurden große Stichproben untersucht:
– Für Bio-Obst und -Gemüse ergab sich eine durchschnittliche Schadstoffbelastung mit Insektiziden und Pestiziden von 0,01 mg/kg.
– Konventionelle Produkte dagegen enthielten 0,4 mg/kg.
Der Bundesverband Naturkost, Naturwaren hat ein Monitoring-System für Obst und Gemüse im Naturkosthandel aufgebaut. Bio-Obst und Bio-Gemüse werden systematisch auf Pestizid-Belastungen untersucht. Etwa 95 % der untersuchten Proben führen die Bezeichnung „Öko“ zu Recht. Nur ein geringer Prozentsatz der Öko-Lebensmittel war ähnlich belastet wie konventionelle Lebensmittel.
Eine 2014 publizierte, umfangreiche Untersuchung ergab bei konventionell angebauten Nutzpflanzen im Vergleich zu biologisch angebauten einen um 48 % höheren Gehalt am giftigen Cadmium. Die Nitrit- und Nitratkonzentrationen waren höher, und das Vorliegen von Pestizid-Rückständen war viermal wahrscheinlicher. In biologisch angebauten Nutzpflanzen und daraus verarbeiteten Produkten fand sich im Vergleich zu konventionell angebauten ein um bis zu 60 % höherer Gehalt an Antioxidanzien. Die Konzentration an Polyphenolen war um 18–69 % höher. Eine Ernährung mit biologisch angebautem Obst, Gemüse und Getreide entspräche, den Ergebnissen zufolge, einer zusätzlichen Antioxidanzienzufuhr von 1–2 zusätzlichen Portionen an Obst und Gemüse pro Tag. Basis der Untersuchungen war die Auswertung von 343 Studien. Die Studie wurde unter der Leitung der Universität Newcastle durchgeführt, zusammen mit einer Organisation zur Förderung des ökologischen Landbaus.
Eine 2009 von der UK Food Standard Agency in Auftrag gegebenen Untersuchung hatte keinen signifikanten ernährungsphysiologischen Nutzen bei biologisch erzeugten Nahrungsmitteln ergeben.
Es besteht jedoch kein Zweifel, dass ökologisch hergestellte Lebensmittel geringer schadstoffbelastet sind als konventionell produzierte. Während der konventionelle Bauer organischsynthetische Pflanzenschutzmittel einsetzen kann, verzichtet der Öko-Bauer auf diese. Aber lebensmittelchemische Untersuchungen zeigen: Auch ökologisch produzierte Lebensmittel können in ähnlicher Weise schadstoffbelastet sein wie konventionell erzeugte.
Öko-Produkte können durchaus mehr von Krankheiten oder Schädlingen befallen sein. Zwangsläufig muss deshalb oft eine Qualitätsminderung in Kauf genommen werden. Bei ökologischem Anbau ist der Ertrag meist deutlich geringer als beim konventionellen. Dies erklärt die höheren Preise von Ökoprodukten. Sie sind nicht durch das Angebot eines qualitativ höherwertigen Produktes bedingt.
Die Unterschiede in der Qualität von Öko und konventionell angebauten Produktensind oftmals eher durch Sorten-, Artenunterschiede, Unterschiede im Reifegrad und Standortunterschiede als durch Unterschiede in der Anbaumethode bedingt. Spektakulär sind die Qualitätsunterschiede von Öko- und konventionell hergestellten Produkten keineswegs.
Heute sind Bio-Lebensmittel weit verbreitet. Sie sind vor allem dann gefragt, wenn über Lebensmittelskandale berichtet wird. Bislang ist der gesundheitliche Nutzen von Bioprodukten nicht belegt. Man reklamiert auch positive Effekte bezüglich der Umwelt. Kaufe und verzehre man Bioprodukte, so tue man etwas für die Umwelt, und dies wiederum steigere das psychische Wohlbefinden. Dies sei letztlich ein positiver gesundheitlicher Aspekt.
Dabei sind ökologische Produkte auch unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes keineswegs nur positiv zu sehen. Wird Getreide oder Schweinefleisch unter ökologischen Bedingungen produziert, so ist dies hinsichtlich des Klimaschutzes der konventionellen Erzeugung klar überlegen. Bei der Rindfleisch- und Milchproduktion, der Ochsen- und Bullenmast kehren sich die Verhältnisse allerdings um. Die ökologische Herstellung bedingt eine bis zu 60 % höhere Produktion von Treibhausgasen. Foodwatch resümiert: Wer Bioprodukte kauft, ernährt sich nicht automatisch umweltfreundlich. Ein Konsument von ökologischem Rindfleisch verursacht pro Jahr etwa die gleiche Menge an Treibhausgasen wie ein Konsument der gleichen Menge von konventionell hergestelltem Schweinefleisch innerhalb von vier Jahren. Ein Biolandwirt ist also keineswegs ein Klimaretter.