Wie bereits beschrieben, zählen Obst und Gemüse zu den Fundamenten einer gesunden Ernährung. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder essen Studien zufolge nicht die empfohlene tägliche Mindestmenge an Obst und Gemüse – ein Trend, der in der Fast- bzw. Junk-Food Gesellschaft in den letzten Jahren noch zugenommen hat. Besorgniserregend ist, dass die Ernährungsgewohnheiten, die in der Kindheit eingeübt werden, auch die Nahrungsauswahl im erwachsenen Alter mit beeinflussen. Aus diesen Gründen bemühen sich seit geraumer Zeit verschiedene Institutionen, durch vermehrte Aufklärung und Information die Obst- bzw. Gemüsezufuhr bei Kindern zu verbessern. Erfahrungen der letzten Jahre zeigten jedoch, dass diese Kampagnen nur bedingt erfolgreich sind. Dabei ist bei Kindern hauptsächlich der Geschmack ausschlaggebend, ob eine Speise verzehrt wird oder nicht. Ferner belegten wissenschaftliche Erhebungen, dass in erster Linie 2- bis 6-jährige Kinder vor allem Gemüse ablehnen.
Eine Reihe von Untersuchungen bei Klein- und Schulkindern konnte zeigen, dass eine Abneigung gegenüber einem Nahrungsmittel durch wiederholtes Anbieten (Schmecken) abgeschwächt bzw. in das Gegenteil umgewandelt werden kann. Beispielsweise konnte man, indem man Grundschulkindern mehrmals täglich süß schmeckenden roten Paprika anbot bzw. kosten ließ, deren Akzeptanz und den Verzehr dieses Gemüses deutlich verbessern.
In einer anderen Studie wurde die Effektivität dieser Methode durch Eltern, die vorher entsprechend geschult wurden, im häuslichen Rahmen überprüft. Zu diesem Zweck wurden Eltern von 156 zwei bis sechsjährigen Kindern zufällig einer von drei Gruppen zugeteilt: Gruppe 1 erhielt eine Ernährungsschulung nach dem Prinzip des mehrfachen Anbietens, Gruppe 2 bekam allgemeine Informationen zur gesunden Ernährung, und Gruppe 3 diente als Kontrollgruppe.
Die Eltern der ersten Gruppe wurden instruiert, ihrem Kind ein abgelehntes Gemüse über insgesamt 14 Tage mehrmals täglich anzubieten. Die Eltern erhielten Anregungen, wie sie ihrem Kind das Gemüse schmackhaft machen könnten, beispielsweise „Koste es einmal“, „Ich habe es probiert, willst du es auch kosten?“, oder auch „Du musst es nicht essen, probier es nur einmal“. Außerdem wurde den Eltern nahegelegt, dem Kind keine Belohnungen anzubieten. Aus Gründen der besseren Motivation verpflichteten sich die Eltern, ein Tagebuch zu führen. In dieses wurden die täglichen Erfahrungen bzw. Fortschritte notiert. Auch die Kinder durften dort unter Verwendung von Smileystickern (freundlich, o.k., nein) ihre Eindrücke vermerken.
Die Eltern, die der zweiten Gruppe zugeteilt wurden, erhielten fünf generelle Tagesempfehlungen für eine gesunde Ernährung und eine Broschüre mit allgemeinen Informationen zur Verbesserung des Obst- und Gemüsekonsums ihrer Sprösslinge. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich die Information, dass sie im Anschluss an die zwei Wochen Studiendauer noch einmal kontaktiert würde. Sie sollte also gar nichts machen.
Die Auswertung der Untersuchung zeigte eine statistisch belegte, bemerkenswerte Verbesserung der Akzeptanz und des Verzehrs des anfänglich nicht gemochten Gemüses in der ersten Gruppe. Die Kinder in der zweiten Gruppe wiesen zwar auch eine gewisse Verbesserung im Verzehr des ausgewählten Gemüses auf, der Effekt fiel jedoch deutlich geringer aus. Insgesamt gesehen ist die Methode des Anbietens bei unpopulären Lebensmitteln vielversprechend. Bedauerlicherweise existieren zu den Studien jedoch keine Nachfolgeuntersuchungen, so dass unklar ist, wie lange das Verhalten anhält und ob das 2-wöchige Anbieten auch längerfristig Früchte trägt.