Ratgeber

Machen üppige Abendmahlzeiten dicker?

Die Nahrungsaufnahme beim Menschen wird durch Faktoren wie genetische Disposition, physiologische und psychologische Gegebenheiten sowie soziale und kulturelle Verhältnisse beeinflusst. Normalerweise stimmen beim Menschen verschiedene physiologische Mechanismen den Energieverbrauch und die Energieaufnahme aufeinander ab, so dass unser Körpergewicht, sofern keine Störfaktoren auftreten, über einen langen Zeitraum konstant gehalten wird. In den letzten Jahren wird in diesem Zusammenhang immer wieder eine Frage kontrovers diskutiert: Nehme ich zu, wenn ich vor allem am Abend esse? Diese Frage wird von einigen Forschern verneint. Jedoch sind die Gegner dieser Theorie häufig nicht mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen von zirkadianen Rhythmen, also der Chronobiologie, vertraut.
Was ist überhaupt die Chronobiologie? Dieser Begriff ist zwar einer breiten Masse bekannt, wird jedoch häufig mit Esoterik in Verbindung gebracht. Die Chronobiologie befasst sich mit der zeitlichen Ordnung von physiologischen Vorgängen. Alle Funktionen im menschlichen Körper, sei es Blutdruck und Herzfrequenz, Atmung, Nierenfunktion, Körperkerntemperatur, aber auch das Freisetzungsmuster von Hormonen zeigen zeitabhängige Schwankungen, so genannte Rhythmen. Da diese Variationen häufig eine Periode (Dauer) von etwa 24 Stunden zeigen, werden sie auch zirkadiane Rhythmen genannt.
Diese Rhythmen werden durch unsere „innere“ Uhr, einem kleinen Areal im Gehirn, gesteuert. Umweltsignale, vor allem das Licht, synchronisieren („einstellen“) die Rhythmen auf den Hell – Dunkel Wechsel von 24 Stunden. Die Rhythmen sind jedem Menschen angeboren und daher auch bei jedem Menschen nachweisbar. Beispiele für markante zirkadiane Variationen sind der Anstieg der Körperkerntemperatur am Nachmittag, der Abfall des Blutdrucks in der Nacht oder die Freisetzung des Cortisols, eines Stresshormons, am Morgen kurz vor dem Aufwachen.
Da alle physiologischen Vorgänge zeitabhängige Variationen zeigen, stellt sich die Frage, warum dies nicht auch für den Stoffwechsel, also den Energieverbrauch, die Verdauung und Hunger-/Sättigungsmechanismen gelten soll. Frühere Studien aus der Gruppe von Franz Halberg, einem der bekanntesten Chronobiologen, zeigten, dass bei gleichem Energiegehalt Abendmahlzeiten im Vergleich zu Mahlzeiten am Morgen zu einer Gewichtszunahme führen. In einer Nachfolgestudie bei Übergewichtigen konnte jedoch diesbezüglich kein Unterschied gefunden werden.
In einer weiteren Untersuchung verzehrten zehn Frauen eine energiereduzierte Kost – entsprechend einer klassischen Diät – entweder hauptsächlich als Morgen- oder als Abendmahlzeit. Am Ende der Studie wurde ein höherer Gewichtsverlust bei der energiereicheren Morgenmahlzeit festgestellt. Mahlzeiten, die in der Früh verzehrt werden, scheinen außerdem sättigender zu sein als am Abend gegessene Speisen. Eine neuere Untersuchung bei übergewichtigen Frauen weist ferner darauf hin, dass regelmäßiges Essen zu ähnlichen Tageszeiten im Vergleich zu unregelmäßig eingenommenen Mahlzeiten zu einer geringeren Energie-(Kalorien)aufnahme, besserem Energieverbrauch und günstigeren Cholesterinwerten führt.

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