Ratgeber

In Bewegung sein – Menschsein

Natürlich ist es ungerecht: Auf der einen Seite ist sportmedizinisch längst erwiesen, dass körperliche Aktivität die Grundvoraussetzung für das normale (!) Funktionieren aller körperlichen Prozesse darstellt. Auf der anderen Seite ist der Mensch offenkundig faul und ruht sich am liebsten aus, um Kräfte für allerlei Großtaten zu tanken (zu denen es in den meisten Fällen nie kommt). Das hängt mit den (vermeintlichen) Vorzügen des modernen Lebens zusammen: Moderne Technologien ermöglichen uns bequeme Lebensumstände: Haushaltsgeräte übernehmen heute Tätigkeiten, die wir in früherer Zeit auf höchst schweißtreibende Weise selbst ausführen mussten, Autos bringen uns von A nach B, wir tragen Kleidung, die uns wärmt und keine Kalorie durch Frieren kostet, und die meisten Menschen in unserem Kulturkreis ergreifen Berufe, in denen man sich im Alltag nicht sonderlich körperlich verausgaben muss, um für sein Überleben zu sorgen.
Hinzu kommt, dass unsere Gene auch bestimmen, dass unser Körper höchst ökonomisch arbeitet. Die Devise lautet: Keine Verschwendung! Das heißt stark vereinfacht, einmal angelegtes Fett rückt der Körper erst dann wieder heraus, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vorher liefert er die Wasser- und Muskelreserven des Körpers aus. Ein Effekt, der bei jeder gängigen Diät zu beobachten ist.
Ganz anders erging es unseren Vorfahren: Um den täglichen Hunger und Durst zu stillen mussten sie – entsprechend ihrer Life-Codes – sich nicht nur in Bewegung setzen, sondern teilweise athletische Höchstleistungen vollbringen. Waren unsere Steinzeit-Urgroßeltern dann endlich satt, ruhten sie sich aus, um wieder Kraft zu tanken und die mühsam erworbenen Energiereserven zu schonen. Auf diese Weise entstand unser biologisches Rüstzeug, das uns das Überleben sicherte und bis heute in unseren Körperzellen steckt.
Sie sehen selbst, was uns davongeblieben ist. Heute muss kein Mensch, der in den westlichen Industrieländern lebt, athletische Höchstleistungen vollbringen, sprich: auf Palmen klettern, wilde Tiere erlegen oder Beeren und Wurzeln sammeln, um seinen Hunger zu stillen beziehungsweise sich einen Unterschlupf für die Nacht bauen oder erst einmal den Bären aus seiner Höhle verjagen. Der moderne Mensch setzt sich ins Auto, fährt zum nächsten Discounter oder in den Supermarkt und bekommt hier für verhältnismäßig wenig Geld unglaublich viel zu essen und zu trinken. Danach fährt er wieder heim, verzehrt in aller Ruhe sein Mitgebrachtes und verbringt den Rest des Tages, so haben Studien gezeigt, mehr oder minder unbeweglich. Schließlich sind unsere Steinzeitgene so programmiert, dass wir uns wie unsere dauerhungrigen Vorfahren mit Essen nicht nur belohnen, sondern auch voll Lust nach den nahrhaftesten Lebensmitteln greifen. Laut einer Studie sind gut die Hälfte der Frauen und Männer in Deutschland weniger als zwei Stunden pro Woche körperlich aktiv.
Dieser Wert bezieht sich keineswegs ausschließlich auf sportliche Aktivitäten, sondern auch auf Bewegung im Alltag, wie Treppen steigen, zum Einkaufen gehen (!), Wasserkisten schleppen, Gartenarbeiten erledigen und so weiter. Fazit: Wenn wir nicht müssen, weil es lebensnotwendig ist, setzen wir uns nicht in Bewegung. Der innere Befehl lautet vielmehr immer noch: Spare deine Kräfte, auch wenn dies heute völlig sinnlos ist.
Ihr Life-Code gibt Ihnen ganz klar vor, wie der Auftrag lauten muss, den Sie sich stellen sollten, um besser zu leben: Die Balance-Instruktion will den Körper stressresistenter machen und ins Gleichgewicht bringen.
Die Dominanz-Instruktion will Stoffwechselprozesse extrem ankurbeln und die körperlichen Belastungsgrenzen testen, und die Stimulanz-Instruktion will dem Organismus möglichst abwechslungsreiche Bewegungsanreize geben, damit er sich beim Bewegen auch gut fühlt. Unabhängig von diesen verschiedenen Ausprägungen ist Bewegung für jeden Life-Code das A und O. Körperliche Aktivität bringt nicht nur den Stoffwechsel in Gang, sondern auch das Gehirn ins Gleichgewicht – mitunter sogar besser als Medikamente – und sorgt auf diese Weise für ein großes Plus an Lebensqualität. Körperliche Aktivität und Sport dienen heute längst nicht mehr nur der Prophylaxe, um das Auftreten von Krankheiten zu vermeiden. Studien haben gezeigt, dass ein gut dosiertes Training sogar Menschen hilft, wenn sie bereits erkrankt sind und die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen, insbesondere bei manchen Tumorerkrankungen, verringert. Körperliche Aktivität kann Krankheitsverläufe nicht nur aufhalten.
Indem sie gesund machende Körperzellen wachsen lässt, kann sie solche Prozesse sogar umkehren. So gelang einem Forscherteam an der Universität Leipzig der Nachweis, dass sich bei regelmäßigem Training Stammzellen im Körper vermehren. Diese können beispielsweise defekte Blutgefäße von innen reparieren. Eine Studie des Duke University Hospital in Carolina, einer der angesehensten Kliniken in den USA, belegt, dass Menschen, die sich dreimal pro Woche 30 Minuten körperlich anstrengen, weniger an psychischen Leiden wie Niedergeschlagenheit und Depressionen erkranken. Diese Erkenntnis hat sich leider bisher erst bei wenigen deutschen Ärzten und Kliniken durchgesetzt.
Doch auch die Folgen dauernder Inaktivität bei gesunden Menschen sind heute bekannt. Wer seine Muskeln im Alltag nur zum Minimaleinsatz benötigt, wie dies bei jedem durchschnittlichen Büroangestellten oder Manager der Fall ist, schadet sich fast genauso viel wie ein starker Raucher. Der Stoffwechsel läuft nicht mehr rund, die Blutfettwerte steigen, die Gefäße verstopfen. In Zellen und Körpergeweben beginnen krank machende Prozesse. So liegt die Sterblichkeitsrate von Menschen, die sich weniger als 30 Minuten pro Tag bewegen, bis zu ein Drittel höher als bei Menschen, die regelmäßig Sport treiben oder die im Alltag sehr rege sind. Ein schlanker Körper und eine vernünftige Ernährung allein sind kein Garant für ein langes, gesundes Leben. Einzig und allein die Bewegung macht es, und dabei kommt es vor allem auf zwei Dinge an: Regelmäßigkeit und ein ausgewogenes Bewegungsprogramm.

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