Ratgeber

Frauen und Sport


Grundsätzlich besteht bei Frauen noch ein erhebliches Defizit an sportlicher Aktivität. Während Mädchen und Jungen in Sportvereinen noch etwa gleich häufig vertrete sind, betragt der Anteil der erwachsenen Frauen im Sportverein nur 25 %, obwohl sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Erst wenn sie dann von familiären Zwangen befreit werden, erweisen sie sich im höheren Lebensalter durchaus wieder als das dominierende Geschlecht im Sport. Da es überwiegend die gesellschaftlichen Bedingungen sind, die Frauen vom Sport abhalten, zeigt der Erfolg der Fitness-Studios. Hier kann außerhalb der üblichen Vereinszeiten trainiert werden, so daß die Frauen sich aussuchen können, wann sie hingehen mochten. Diese Studios werden inzwischen vor allem von Frauen bevorzugt.
Zur Frage, ob Frauen während der Menstruation Sport treiben sollten, kann festgestellt werden, daß die Regelblutung die körperliche Leistungsfähigkeit keineswegs grundsätzlich behindert. Es gibt sogar Spitzensportlerinnen, die während der Regelblutung ein Leistungshoch erreichen. Allerdings kann auch das umgekehrte Phänomen beobachtet werden. Ein Aussetzen mit dem Sport während der Regel ist nicht erforderlich. Auch eine Schulsportbefreiung sollte nur bei außergewöhnlich starken Beschwerden während der Regel als Ausnahmefall erfolgen.
Wenn Frauen Leistungssport treiben, können spezifische Probleme auftreten: Durch die hochintensive Belastung, ganz besonders im Ausdauerbereich, wird der Hormonhaushalt der Frau beeinflusst. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, daß bei Leistungssportlerinnen häufig die Regelblutung ausbleibt! Das bedeutet jedoch nicht, daß sie in dieser Zeit keine Kinder empfangen können. Manche Kinder von Sportlerinnen verdanken ihr Leben dem Irrtum der Mutter, sie sei wegen des Ausbleibens der Regelblutung nicht empfängnisfahig! Es gibt Langläuferinnen, die an Marathonlaufen teilgenommen haben und schwanger waren, ohne dies zu wissen! Dieser vorübergehende Verlust der Regelblutung wird von vielen Sportlerinnen nicht unbedingt als negativ angesehen, da sie hierdurch in ihrem Trainingsablauf weniger gestört werden. Nach Beendigung des Leistungssports normalisieren sich diese Funktionen wieder.
Mit den Hormonverschiebungen geht auch die Tendenz zur Knochenentkalkung (Osteoporose) einher, wie sie auch bei Frauen in den Wechseljahren auftritt. Das heißt, daß bei Leistungssportlerinnen eine Neigung zu vermehrten Knochenbrüchen besteht, bis hin zu Brüchen, die ohne äußere Einwirkung auftreten, etwa der »Ermüdungsbruch«. Das sind Bruche, die lediglich mit »Materialermüdung« begründet werden können. Es ist bisher noch nicht wissenschaftlich genügend abgeklärt, ob die vermehrte Knochenentkalkung bei Spitzensportlerinnen Folge des Sports an sich oder Konsequenz einer nicht ausreichenden Ernährung ist. Frauen, die Leistungssport vor allem im Ausdauerbereich betreiben, sollen daher ganz besonders auf eine hinreichende Zufuhr von Milchprodukten (Milch, Käse, Joghurt, Quark) achten, um für ein ausreichendes Kalkangebot zu sorgen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß Frauen das gleiche Spektrum an Sportarten zur Verfügung steht wie Männern. Da sich ihre psychischen und physischen Grundlagen jedoch teilweise von denen der Männer unterscheiden, setzen Frauen bei der Wahl der Sportart oft andere Schwerpunkte. Dies ist aus gesundheitlicher Sicht durchaus zu begrüßen. Soweit Frauen den Bereich der »typischen Frauensportarten« verlassen und in »männliche Domänen« eindringen, bestehen hiergegen aber weder medizinische noch gesundheitliche Bedenken.

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