Verborgener Hunger, also eine unbemerkte Mangelversorgung mit Mikronährstoffen, ist in erster Linie ein Problem von Ländern mit geringem Einkommen. Die WHO schätzt, dass weltweit 2–3 Milliarden Menschen unter verborgenem Hunger leiden. Insbesondere gibt es eine Unterversorgung mit Vitamin A, Eisen und Zink; in westlichen Industrienationen zunehmend häufig auch mit Folsäure und Vitamin D.
Verborgener Hunger hat besonders in der Schwangerschaft und dadurch in den ersten 2 Lebensjahren der Kinder teilweise erhebliche Folgen. Die Kinder werden untergewichtig und mit häufig unreifen Organfunktionen geboren. Ihr Wachstum und die kognitive Entwicklung sind mehr oder weniger stark eingeschränkt, was oft nicht mehr aufgeholt werden kann.
Die vier Mikronährstoffe – Eisen, Vitamin A, Zink und Jod – weisen zahlreiche Interaktionen untereinander auf. Deshalb ist es nicht möglich die Entwicklungsstörungen oder eine Infektanfälligkeit einem isolierten Vitamin-A-Mangel oder einem kombinierten Mangel an Zink und/oder Eisen bzw. Jod zuzuordnen. Hinzu kommt, dass oft noch andere unbemerkte Defizite bestehen, die ebenfalls Einfluss auf die Entwicklung haben können
Hidden Hunger als Folge oder auch typisches Merkmal der Mangelernährung und Infektionskrankheiten haben einen sich gegenseitig verstärkenden Effekt. Das bedeutet, dass bereits eine moderate Mangelernährung (ohne klinische Zeichen) im Falle einer Infektion diese deutlich verschlechtern kann. Das Immunsystem ist bereits frühzeitig geschwächt und folglich nicht in der Lage, adäquat zu reagieren. Pelletier et al. haben 1995 in Untersuchungen zur Kindersterblichkeit in 53 Ländern festgestellt, dass der negativ verstärkende Effekt der Mangelernährung auf den Krankheitsverlauf für 56% aller kindlichen Todesfälle verantwortlich gemacht werden kann. Der Grad der Mangelernährung muss dabei nicht sehr ausgeprägt sein. Immerhin sind, bezogen auf die Gesamtheit der Todesfälle, nur 17% mit schwerer Mangelernährung verbunden, 83% entfallen auf milde Formen, d. h., die Ursache ist der Hidden Hunger. Eine Mangelernährung nicht zu beheben, spielt mit dem Leben der Kinder.
Sie spielt aber nicht nur mit dem Leben der Kinder, sondern mit ihrer Zukunft. Je mehr dieser verborgene Hunger „im Verborgenen“ belassen wird, desto geringer sind die Chancen der Betroffenen, den verheerenden Kreislauf aus Armut und Mangelernährung zu verlassen.