Ratgeber

Fertignahrung


Fertignahrung (»Convenience-Kost«) erfreut sich großer Beliebtheit, weil sie einfach und bequem zuzubereiten ist. Bei Nahrungsexperten und Medizinern wird sie indessen kritisch gesehen, weil ihr häufig die Nährstoffe fehlen und sie zudem mit vielen chemischen Zusatzstoffen belastet ist. Der zunehmende Verzehr solcher Fertigprodukte geht einher mit der Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit, einem erhöhten Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes sowie Herzleiden und Krebs.
In jener Frühzeit der Fertignahrung waren die schnell zuzubereitenden Gerichte ein Segen für die arbeitenden Massen. Mit wachsendem Anteil am Gesamtverzehr steigt allerdings das Risiko für die Gesundheit. Vor allem in den Entwicklungsländern wird der Trend von den Gesundheitsexperten kritisch verfolgt, weil der Übergang von der natürlichen zu der fabrikmäßig erzeugten Nahrung (engl. Nutrition Transition) schwerwiegende gesundheitliche Folgen hat. In den Industrieländern versuchen Ernährungsberater, oft im Auftrag der Krankenkassen, die Patienten zur naturnäheren Nahrung zu bewegen, mit eingeschränktem Erfolg.
Die Fertignahrung muss im Supermarkt widernatürlich lange halten, was den Einsatz von gesundheitlich problematischen Zutaten wie Aromen, Farbstoffen, Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen zur Folge hat. Viele davon sind Designerstoffe, die es in der wirklichen Natur gar nicht gibt. Sie wurden speziell für die Bedürfnisse der Nahrungsindustrie »maßgeschneidert«, wie es im Fachjargon heißt. Die Vielzahl der zusätzlichen Inhaltsstoffe und die komplexen Wege ihrer Herstellung stellen für den menschlichen Körper häufig eine Überforderung dar. Eine wachsende Zahl von Menschen zeigt Unverträglichkeitsreaktionen. Das Bundesgesundheitsblatt warnte daher vor Fertiggerichten: »Der Genuss von Lebensmitteln, die nicht selbst zubereitet werden, stellt für Allergiker ein nicht kalkulierbares Risiko dar.«
Doch die Allergien sind nicht die einzigen gesundheitlichen Probleme, die mit den industriellen Zusätzen in der Nahrung zunehmen. Geschmacksverstärker wie etwa Glutamat stehen in Verdacht, zu Krankheiten, wie Alzheimer und Parkinson, beizutragen. Farbstoffe können zu Lernstörungen führen. Auch Hyperaktivität (ADHS) und Migräne können von Lebensmittelzusätzen ausgelöst werden. Zusätze, wie manche Süßstoffe, stehen sogar unter Krebsverdacht. Konservierungsstoffe können den Darm schädigen und das Immunsystem stören. Mediziner fürchten, dass durch zunehmenden Verzehr von Fertiggerichten der menschliche Verdauungstrakt in seiner Zusammensetzung nachhaltig verändert wird, mit weitreichenden Auswirkungen auf Nährstoffversorgung, aber auch den Immunstatus. Denn der größte Teil des Immunsystems sitzt im Darm – und der wird durch die Nahrung aus der industriellen Parallelwelt in großem Stil umgestaltet.
Bei Bio-Lebensmitteln ist die Fertignahrung in der Regel geschmacklich und ästhetisch unbefriedigend, weil ihren Herstellern das Arsenal der Kunstküche nur eingeschränkt zur Verfügung steht und viele Chemikalien in diesem Sektor verboten sind. Auch der Nährwert ist vermindert. Wenn ein Öko-Produzent seine Kartoffeln zu Flocken verarbeitet und als Fertig-Kartoffelpüree feilbietet, dann ist dieses genauso minderwertig. »Zwischen der biologischen Nahrungsproduktion und dem fertigen Produkt in der Kühltheke liegen alle Schandtaten der Lebensmittelindustrie«, warnte etwa der Geschäftsführer des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren: »Eine Bio-Suppe aus der Dose ist keine Naturkost mehr.«
Vor allem für Kinder sind die Fertignahrungsmittel verhängnisvoll, weil sie in der Regel von minderem Nährwert sind und eine Prägung für das restliche Leben droht. Zudem werden sie mit Chemikalien überflutet. Für viele Kinder beginnt das Leben mit Fertignahrung schon kurz nach der Geburt: Sie bekommen statt Muttermilch die Ersatzprodukte der Nahrungskonzerne. Vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern steigt das Angebot an solchen Ersatzprodukten. In Afrika und Nord- und Südamerika beispielsweise würden nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon zwei Drittel der Säuglinge auch mit Fertignahrung gefüttert, in Trinidad bekämen gar schon 80 Prozent aller Babys Fertignahrung oder anderen Muttermilchersatz. Im Alter von sechs Monaten bekommen drei Viertel aller Kids Fertigkost aus Babygläschen von Hipp, Alete oder anderen. Sie enthalten nach unabhängigen Untersuchungen zu wenig Nährstoffe, als dass ein Kind damit auf Dauer ausreichend versorgt werden könnte. Die Ernährungsexpertin Mathilde Kersting vom Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung rät daher zum Selberkochen: »Frisch gekochte Kartoffeln sind Fertigprodukten vorzuziehen. Püree sollte deshalb aus Kartoffeln selbst zubereitet werden.«
Besonders problematisch ist Fertignahrung im Diätbereich: So sind kalorienreduzierte Fertignahrungsmittel aufgrund ihrer Auswirkungen auf das Appetitsystem im Körperinneren nicht unbedingt fürs Abnehmen geeignet. Da spielt nicht nur der Zucker eine Rolle, sondern auch die anderen chemischen Inhaltsstoffe. Sie können den Körper irritieren, sein Botensystem austricksen – und damit erst recht dick machen.
Ähnliche Effekte hat das Heimtierfutter für Hunde und Katzen. Übergewicht, Gelenkprobleme, Zivilisationskrankheiten, wie Diabetes, Herzleiden, Krebs: Unabhängige Tierärzte sind sicher, dass diese Entwicklungen auf die Fertignahrung fürs Haustier zurückzuführen sind.

 

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