Eisen zählt zu den wichtigsten Stoffen im Essen. Vor allem Kinder benötigen das Metall, unter anderem für die Gehirnentwicklung. In den Babygläschen, mit denen die meisten Kinder ernährt werden, ist das Metall indessen nur unzureichend vorhanden. Eisenmangel kann sogar den Intelligenzquotienten absenken. Dagegen sollen Zusätze oder Pillen (»Supplemente«) helfen – was von Experten allerdings kritisch gesehen wird. Denn es ist sehr schwer, die richtige Dosis zu finden, und bei Überdosierung drohen Gesundheitsschäden.
Eisen gehört zu den lebensnotwendigen Spurenelementen. Es wird für den Aufbau der Muskulatur und des Gehirns benötigt. Der Bedarf eines Babys an diesem Spurenelement ist etwa sechsmal höher als der eines Erwachsenen. Im zweiten Lebenshalbjahr gehen die Reserven an Eisen in dem kleinen Körper langsam zur Neige. Die Speicher müssen aufgefüllt werden. Immer wieder kritisieren Experten etwa von der Stiftung Warentest den zu geringen Eisengehalt von Babynahrung. Allein zwischen 1989 und 1999 ist der Fleischgehalt in herzhafter Gläschenkost um bis zu 30 Prozent gesunken, fand das Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung heraus. Mit dem Fleischschwund im Gläschen habe sich die Eisenversorgung der untersuchten Babys messbar verschlechtert. In den USA leiden nach offiziellen Erhebungen neun Prozent der ein- bis zweijährigen Kindern an Eisenmangel. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung hat einen »Ernährungsplan für das erste Lebensjahr« entwickelt. Darin empfiehlt es, dem Baby als erstes Mahl einen herzhaften Brei mit Fleisch anzubieten – eben wegen des Eisens. Um das Eisen auch bei vegetarischer Ernährung in ausreichender Menge bereitzustellen, sollte, so das Forschungsinstitut, ein fleischloser Brei etwa aus Gemüse und Kartoffeln mit Hafer aufgewertet werden, der viel Eisen enthält. Dazu einige Teelöffel Obstsaft, und das Eisen aus dem Getreide und Gemüse wird vom Körper gut aufgenommen. Denn den Gläschen fehlt auch Vitamin C – das wird beim Sterilisieren entfernt.
Eisenmangel kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie den Wärmehaushalt beeinträchtigen. Auch das optimale Funktionieren des Immunsystems ist eisenabhängig. Bei Kindern kann Eisenmangel die Ursache für ein verzögertes Wachstum sowie Störungen bei der Intelligenzentwicklung sein. Eine dauerhaft zu niedrige Eisenzufuhr oder auch erhöhte Verluste, zum Beispiel durch starke Blutungen, können zur Eisenmangelanämie (Blutarmut) führen. Eisenmangel beeinträchtigt auch die Funktion bestimmter Enzyme und Neurotransmitter, die wichtig für Lernprozesse sind, und kann Ursache für eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns sein, denn Eisen ist Bestandteil des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen, mit dem der Sauerstoff im Körper transportiert wird.
Dass Eisenmangel dem Gehirn schadet, ergab eine Studie mit 164 britischen Teenagerinnen im Alter von elf bis 18 Jahren, die vom britischen Gesundheitsministerium unterstützt wurde. Bei den Mädchen, die aus Figurgründen Diät hielten, verringerte sich der Intelligenzquotient signifikant – weil Eisen fehlte: Damit »verringert sich ihre Möglichkeit, Sauerstoff zu transportieren«, sagte Michael Nelson, Studienautor und Senior Lecturer am King’s College zu London. »Mit weniger Sauerstoff neigen sie dazu, sich weniger konzentrieren zu können, sich schlechter zu erinnern und Informationen abzurufen, und können auch in der Schule schlechter aufpassen. All diese Faktoren reduzieren ihr Lernvermögen und ihren IQ.« Mädchen mit weniger Eisen seien bei den Schulabschlüssen eine Note schlechter als jene, die genug Eisen zu sich nähmen. Eine Studie aus dem Jahr 2001, bei der die mathematischen Fähigkeiten von Kindern zwischen sechs und 16 Jahren untersucht wurden, belegte, dass Kinder, die ausreichend mit Eisen versorgt werden, besser rechnen können. Von Eisenmangel betroffen waren in der Studie in der Mehrzahl Mädchen, bei denen die Menstruation und eine unausgewogene Ernährung während der Pubertät eine erhöhte Eisenzufuhr erforderten. Chronischer schwerer Eisenmangel während der Kindheit und die damit verbundene Einschränkung der Leistungsfähigkeit des Gehirns wirkte sich in einer Langzeitstudie auch zehn Jahre danach, trotz späterer Behandlung des Eisenmangels, noch negativ auf die Gedächtnisleistungen und Verhaltensentwicklung aus.
Eine ausgewogene Ernährung mit Fleisch, grünen Blattgemüsen, Obst und Vollkornprodukten sichert eine ausreichende Eisenversorgung. Vom Tier stammende Lebensmittel enthalten einen Großteil des Eisens in Form von sogenanntem Häm-Eisen (Bestandteil von Hämoglobin und Myoglobin). Dieses Eisen wird vom Körper deutlich besser aufgenommen als das Eisen aus Pflanzen. Allerdings verbessert Vitamin C die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln erheblich. Darum empfehlen Ernährungswissenschaftler, zum Essen ein Glas Orangensaft zu trinken oder Salat zu essen. Brot, Fleisch, Wurstwaren und Gemüse gelten als die wichtigsten Quellen für das Spurenelement. Eisen aus natürlichen Lebensmitteln wie Fleisch wird besser vom Körper aufgenommen als aus damit angereicherten Produkten.
Der Eisenschwund wird durch die landwirtschaftlichen Anbauweisen verstärkt. Vor allem Nahrung aus agroindustrieller Produktion enthält immer weniger Eisen: Die »Grüne Revolution« mit Kunstdünger und chemischen Giften hat zwar die Erträge explodieren lassen, aber auch zu einem relativen Schwund hirnwichtiger Bestandteile, wie etwa Eisen, im Essen geführt.
Eisenpräparate sind kein Ausweg, finden Experten. Professor Giuseppe Rotilio vom Nationalen Ernährungsinstitut in Rom verkündete auf einer Nestlé-Konferenz: »Ich persönlich bin gegen den Zusatz jeglicher Metalle, weil meine persönliche wissenschaftliche Erfahrung sagt, dass die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind. Die Welt der Metalle ist so komplex, dass wir nicht vorhersagen können, welche Wechselwirkungen da stattfinden.« So kann zu viel Eisen zu Zinkmangel führen und zudem das Herzinfarktrisiko sowie das Darmkrebsrisiko erhöhen. Kupfer wiederum kann mit Eisen und Zink in einer Weise zusammenwirken, dass eine Zinkvergiftung entsteht. Die Schüttellähmung Parkinson kann durch Eisen, Kupfer und Mangan sogar noch verschlimmert werden.