Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass die Ernährungsweise und bestimmte Nahrungsbestandteile fördernden Einfluss auf die Entstehung einiger Krebserkrankungen haben können:
– Überernährung und Übergewicht,
– bestimmte Lebensmittel und Nährstoffe im Übermaß, zum Beispiel Fett, Eiweiß (Protein), Alkohol, Kaffee, Salz,
– ein Zuwenig an bestimmten Nahrungsbestandteilen wie Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe,
– Schadstoffe, die beim Verderben entstehen, zum Beispiel Schimmelpilzgift, Braunfäule oder ranzige Fette,
– Schadstoffe, die während der Erzeugung und Verarbeitung ungewollt oder gewollt in das Lebensmittel gelangen: Rückstände von Düngemitteln (Nitrat), Umweltgifte (Blei, Cadmium; Benzpyren aus Benzinmotoren und Industrieabgasen), bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe (Nitritpökelsalz bildet Nitrosamine), Verbrennungsrückstände beim Räuchern und Grillen (Benzpyrene und andere krebserregende Kohlenwasserstoffe), Schadstoffe, die durch starkes Erhitzen entstehen (Peroxide in Öl, zersetztes Eiweiß in Fleisch).
Nährstoffe im Überfluss
Übergewicht und Fehlernährung begünstigen die Entwicklung von Krebs. Übergewicht gilt als Risikofaktor für Tumoren an weiblichen Geschlechtsorganen, Brustdrüse, Gallenblase und Dickdarm. Ein hoher Fettverzehr steht in Zusammenhang mit Krebs an Dickdarm und Vorsteherdrüse (Prostata). Weil Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) in den westlichen Ländern zu den häufigsten Krebserkrankungen zählt, wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um Zusammenhänge zwischen dieser Tumor Art und den Ernährungsgewohnheiten herauszufinden. Dabei zeigte sich, dass ein hoher Fettkonsum von 100 -160 g Fett pro Tag sowie die gesättigten Fettsäuren des Schlachtfettes (Wurst und Fleisch) für ein erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko mit verantwortlich gemacht werden können: Zur Verdauung des Fettes werden reichlich Verdauungssäfte und Galle in den Darm ausgeschüttet. Die Gallensäuren können je nach Zusammensetzung der Speisereste zu Substanzen abgebaut werden, die Darmkrebs fördern. Auch Abbauprodukte des Cholesterins werden verdächtigt, das Krebsrisiko zu erhöhen. Durch mehrere neue Studien, in denen zahlreiche Männer über einige Jahre beobachtet wurden, wird bestätigt, dass ein hoher Konsum an tierischen Fetten das Auftreten von Prostatakarzinomen fördert. Weniger Fett aus Fleisch und Wurst zu verzehren, gilt als die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen diese Krebsart.
Den omega-3-Fettsäuren wird eine Schutzwirkung gegenüber Darmkrebs zugeschrieben. Diese Fettsäuren sind vorwiegend in Fischölen, aber auch in den Samen von Borretsch und Nachtkerze enthalten. Wichtig dabei ist, dass die Gesamtfettmenge gering ist und nur der Anteil an Fischölen gesteigert wird. Einige Pflanzenfette mit hohem Gehalt an Linolsäure (zum Beispiel Distelöl) wirkten sich in Tierversuchen ungünstig aus; ein extremer Konsum ist – auch aus anderen Gründen – nicht ratsam. Studien aus Griechenland und Spanien haben gezeigt, dass sich durch einen hohen Gebrauch an Olivenöl das Brustkrebsrisiko reduzieren lässt.
Proteine (Eiweiß) werden als Bausteine für Körpersubstanzen benötigt. Ein Zuwenig an Eiweiß kann die Abwehrkräfte schwächen und damit die Krebsentstehung fördern. Andererseits kann sich ein zu hoher Eiweißkonsum, insbesondere in Form von Fleisch, ungünstig auswirken. So stellten zahlreiche Studien fest, dass bei reichlichem Verzehr von „rotem“ Fleisch das Darmkrebsrisiko steigt. Dabei schneidet Rindfleisch ungünstiger ab als Schweinefleisch, wogegen hoher Geflügel- und Fischkonsum keinen Einfluss hatte. Eine Erklärung dafür ist noch nicht gefunden, möglich wäre eine Schädigung des Darms durch Ammoniak oder nachteilige Auswirkungen von Eisenverbindungen. Außerdem gibt es Hinweise, dass stark gebratenes und gebräuntes Fleisch das Krebsrisiko erhöht.
Ein hoher Alkoholkonsum begünstigt einige Krebsarten. Mund-, Rachen- und Speiseröhrenkrebs werden durch regelmäßiges Trinken von Alkohol, besonders von Schnäpsen, ebenso gefördert wie durch Zigarettenrauchen. Beides zusammen steigert das Risiko erheblich. Brustkrebs tritt öfter bei jenen Frauen auf, die täglich Alkohol trinken. Die Gefahr zu erkranken, steigt erheblich mit der getrunkenen Menge: Bei 36 g Alkohol (enthalten in eineinhalb Schoppen Wein oder einem Liter Bier) verdoppelt sich das Risiko.
Ob Alkohol Leberkrebs direkt verursacht, ist nicht geklärt, jedoch verstärkt er die Wirkung von anderen krebserregenden Substanzen, zum Beispiel von Schimmelpilzgift. Eine Beziehung zwischen hohem Bierkonsum und Mastdarmkrebs wurde in mehreren Studien beobachtet, aber auch hier gibt es nur Vermutungen über krebsfördernde Inhaltsstoffe oder Abbauprodukte. Stark gesalzene Speisen können zur Entstehung von Krebs in der Mundhöhle und im Magen beitragen. Pökelsalz in Räucherwaren enthält Nitrit, das im Magen durch Bakterien in das gefährliche Nitrosamin umgewandelt werden kann. Chronische Magenschleimhautentzündungen und ein Mangel an Magensäure können die Reaktionen und damit das Magenkrebsrisiko erhöhen. Auch Kaffee sollte mit Vorsicht genossen werden. Einige Studien weisen darauf hin, dass bei hohem Kaffeekonsum Blasenkrebs verstärkt auftritt. Allerdings sind starke Kaffeetrinker meistens auch Raucher, so dass die Erkrankungsgefahr durch diese Kombination erhöht werden kann. Auf Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs wirkt sich das Kaffeetrinken nicht aus. Getreidekaffee ist ebenfalls reich an Röststoffen und sollte deshalb nicht in großen Mengen getrunken werden. Matetee, der in Südamerika aus einer Stechpalmenart hergestellt wird, ist dort ein traditionelles Getränk und enthält ebenfalls Coffein. Wie bei Kaffee scheint Matetee in Verbindung mit Rauchen für die hohe Blasenkrebsrate in Südamerika verantwortlich zu sein.
Während in unserer „zivilisierten“ Ernährung Fleisch, Fett und Genussmittelüberwiegen, werden solche Bestandteile zurückgedrängt, die für wichtige Funktionen im Körper notwendig sind. Im Zusammenhang mit der hohen Darmkrebsrate wird der Mangel an Ballaststoffen in der üblichen, verfeinerten Nahrung gesehen. Ballaststoffe sind pflanzliche Faser- und Quellstoffe, die nicht verdaut werden, die Stuhlmenge erhöhen und für kürzere Verweildauer im Darm sorgen. So werden auch schädliche Stoffe schneller ausgeschieden. Unlösliche Ballaststoffe sind in Vollkorngetreide enthalten und werden heute – leider – beim Mahlen von Getreide zu „weißem“ Mehl (Type 405 und 550) entfernt. Um die Jahrhundertwende, als noch mehr Getreide, Getreidearten (Gerste, Hafer, Dinkel, Grünkern, Buchweizen) und Hülsenfrüchte gegessen wurden, nahm ein Mensch fast 100 g In Früchten und Gemüse (Äpfel, Brokkoli) sind lösliche Ballaststoffe enthalten. Der Mensch kann sie zwar nicht selbst aufspalten, aber seine Darmflora, die Bakterienbesiedlung im Dickdarm, verwertet sie. Dabei entstehen Säuren, die ein günstiges Darmmilieu schaffen. Sie tragen dazu bei, dass sich weniger schädliche Abbauprodukte von Gallensäuren bilden. Alle genannten Ballaststoffe können schädigende Substanzen auch unmittelbar binden und damit wirkungslos machen. Auch ein hoher Konsum von Stärke hat möglicherweise eine Schutzwirkung auf den Dickdarm. Unverdaute Reste aus Getreide oder nicht ganz reifen Früchten werden wie Ballaststoffe von Bakterien verwertet und unterstützen ein günstiges Darmmilieu. Milchsäuregärung ist nicht nur eine der ältesten Methoden zum Haltbarmachen von Lebensmitteln, sondern bietet auch gesundheitsfördernde Produkte. Sowohl die Bakterien als auch die entstandene Milchsäure unterdrücken Krankheitskeime, hemmen krebserregende Substanzen und vermutlich auch das Wachstum von Darmtumoren. Milchsauer vergoren sind beispielsweise Sauermilchprodukte, Sauerkraut, milchsaure Gurken und eingelegte Oliven.