Ratgeber

Biologische und kulturelle Aspekte von Ernährung


Es lässt sich also sagen, dass Ernährung nicht von jeglichen biologischen Zusammenhängen freizusprechen ist. Es stellt sich jedoch die Frage, was biologisch bedingt und was kulturell geprägt ist. Essen ist ein körperliches Bedürfnis, das außerhalb der menschlichen Beeinflussung liegt. Schließlich braucht der Körper zum Überleben Energie, die er in Form von Nahrung zu sich nehmen muss. Die körperlichen Bedürfnisse werden jedoch nicht direkt übermittelt. So sagt der Körper zum Beispiel nicht, dass mehr Vitamine gebraucht werden. Die Vermittlung von körperlichen Bedürfnissen funktioniert über Signale wie Hunger, Sattheit, Durst und Schmerz, sowie zeitverzögert durch Mangelerscheinungen und Krankheiten. Die Nahrungsaufnahme ist sozial geregelt und institutionalisiert. Es lassen sich deutliche Unterschiede in dem was und wie gegessen wird beobachten. Die Trennung zwischen dem Biologischem und dem Gesellschaftlichem in der Ernährung ist auf den ersten Blick schwierig. Die Unterschiede bei den Essgewohnheiten werden in der Regel durch unterschiedliche Geschmäcker gerechtfertigt. Am häufigsten wird als Grund für die Ablehnung bestimmter Lebensmittel der Geschmack angegeben. Das wirft die Frage auf, ob Geschmack etwas Soziokulturelles ist und ob Hunger eindeutig der Biologie zuzuordnen ist. Die körperlich erfahrbaren Signale wie Hunger, Genuss und Ekel, sind psychische Komponenten, die auf individuellen Erfahrungen aufbauen. Durch diese Erfahrungen sind sie einerseits individuell unterschiedlich und andererseits durch soziale Bräuche und Riten kollektiv vorgeprägt und eingeschränkt. Ob ich Spinat oder Spargel lieber mag, ist zwar individuell entscheidbar, gerne Popel zu essen ist jedoch weniger gesellschaftlich akzeptiert. Genuss ist also als eine sozial differenzierende psychische Prägung anzusehen, die nur innerhalb bestimmter gesellschaftlicher Normen ausgestaltet werden kann. Auch Hunger ist trotz der Nähe zum Biologischen als psychisches Phänomen anzusehen, weil er durch Regelmäßigkeiten, Rhythmen etc. stark anpassungsfähig ist. Stanley Schachter zeigte in einem Laborversuch, dass Probanden sich, auch wenn die Uhr zu schnell oder zu langsam eingestellt ist, immer zum Essen motiviert fühlten, wenn die Uhr die gewohnte Uhrzeit zum Essen anzeigte. Daran anschließend ist festzustellen, dass sich die menschliche Ernährung sowohl dem Natur- als auch dem Kulturthema zuordnen lässt. Ernährung ist abhängig von biologischen Dimensionen, vor allem der benötigten Nährstoffzufuhr und den Verdauungsvorgängen. Die konkrete Ausgestaltung von Essgewohnheiten ist jedoch kulturell geprägt.

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