Ratgeber

Bewusst – ein Genuss!

Bewusst essen, was heißt das schon? Kontrolliert und auf Gramm genau nach einem Plan essen? Durch und durch kalkuliert nach den D-A-CH- oder anderen ernährungswissenschaftlichen Referenzwerten? Oder: bedrückt im Gedanken an leidende, blutende Tiere? Schwebend im Gedanken an freie energetische Schwingungen, denen Sie mit einer speziellen Behandlung der Nahrungsmittel zum Durchbruch verhalfen? Es sich wieder mal gut gehen lassen und so richtig reinhauen beim „Grünen Anton” drüben? “Bewusst” kann, wie diese Beispiele zeigen, vielerlei heißen. Und selbst wenn man unter diesen vielen Gesichtspunkten nur den hedonistischen gelten lässt, das Kriterium des Genusses – was für den einen Genuss ist, muss es für den anderen noch lange nicht sein! Und außerdem will und soll dieses Buch das Abnehmen fördern, zumindest erhebt es den Anspruch. Ist es da nicht blanker Zynismus, darüber zu diskutieren, ob nun die Sahne oder die Crème frâiche in die Soße gerührt werden soll, aufgeschlagen, oder ganz ungerührt? Ganz im Gegenteil: Eine der wichtigsten Strategien beim Abnehmen ist das Genießen!
Ein Fest für die Sinne …
Lassen Sie uns ein kleines Experiment machen: Stellen Sie sich vor, Sie beißen von einem Apfel ab (wenn Sie keine Äpfel mögen, wählen Sie eine andere Frucht). Was erleben Sie dabei? Wenn Sie nun nicht in ekstatische Zustände geraten, in ein nicht mehr zu bremsendes Verlagen nach diesem Apfel oder dieser Frucht, probieren Sie Folgendes:
Stellen Sie sich einen Apfel vor. Sehen Sie ihn vor Ihrem geistigen Auge, seine Form, seine Farbe, die Maserung, den Stängel. Jetzt nehmen Sie den Apfel in ihrer Vorstellung in die Hand. Fühlen Sie die glatte Oberfläche, die runde Form und das Gewicht des Apfels auf Ihrer Hand? Während Sie ihn zum Mund führen, können Sie vielleicht schon die Vorfreude auf den ersten Bissen spüren und ahnen, welches Geschmackserlebnis er Ihnen bescheren wird. Vielleicht läuft Ihnen schon das Wasser im Mund zusammen. Wenn Sie dann schließlich hineinbeißen, hören Sie das typische Krachen, der Saft spritzt heraus und rinnt in Ihren Mund, sie riechen den frischen, säuerlichen Geruch und schmecken die süß-säuerliche, leicht zimtige Note dieses Apfels. Mit Ihrer Zunge und Ihrem Gaumen fühlen Sie die Konsistenz des Apfelstücks, die glatte Schale und das Fruchtfleisch. Sie bewegen es im Mund hin und her und zerkleinern es mit Ihren Zähnen. Wie verändert sich dabei der Geschmack? Langsam werden die Stücke immer kleiner, bis nur noch Mus vorhanden ist, das Sie hinunterschlucken und Sie spüren, wie es in Ihren Rachen rutscht …
Haben Sie den Unterschied wahrgenommen? Abbeißen ist nicht gleich abbeißen. Man kann es nebenbei machen, dabei an etwas anderes denken, man kann es ganz schnell vollziehen oder aber es zelebrieren und mit allen Sinnen wahrnehmen, voll dabei sein und dadurch weit größere Befriedigung aus dem Essen ziehen.
Wiederholen Sie das Experiment jetzt mit einem realen Apfel oder einem Stück Ihrer Lieblingsspeise. Was nehmen Sie dabei wahr? Welche Nuancen an Geschmack, Geruch, Beschaffenheit und Aussehen der Speise fallen Ihnen dabei auf? Was bietet dieses Stück Ihren einzelnen Sinnen an Wahrnehmung?
… verspricht tiefe Befriedigung …
Je mehr wir eine Speise genießen, desto stärker befriedigt sie uns. Das bedeutet, dass wir viel weniger zu uns nehmen, weil auch unser Appetit gestillt ist und nicht nur unser Hunger. Und genau darum geht es beim Essen: Nicht nur satt sein ist das Ziel, sondern Befriedigung. Probieren Sie es aus: Wählen Sie die Speisen aus, auf die Sie wirklich Appetit haben und verschlingen Sie diese nicht. Lassen Sie sich Zeit. Genießen Sie ganz bewusst jeden einzelnen Bissen. Genießen sie dieses Satt-Werden der Geschmacksnerven in der Zunge, der Riechzellen in Ihrer Nase, der Augen beim Anblick einer glänzenden, prallen Traube!
Um die Bedürfnisse unseres Körpers zu erspüren, ist es notwendig, vor dem Essen innezuhalten und sich zu fragen: Worauf genau habe ich Appetit? Auf etwas zu essen oder etwas zu trinken? Etwas Heißes oder etwas Kaltes? Etwas Weiches, Knuspriges oder Knackiges? Etwas Salziges, Süßes, Saures? Versuchen Sie zu bestimmen, was Ihr inneres Bedürfnis ist und folgen Sie diesem. Unser Körper weiß erstaunlich genau, was wir brauchen und vermittelt uns die entsprechenden Hungersignale. Wenn wir diesen Botschaften ohne Gewissensbisse folgen, dann merken wir plötzlich auch, wenn es genug ist, wenn etwas nicht wirklich schmeckt. Falls wir aber diesen spezifischen Appetit unterdrücken, dann führt er früher oder später zu Überreaktionen, d.h. wir verschlingen die heiß ersehnte Speise oder stopfen etwas anderes lustlos in uns hinein, ohne uns davon befriedigt zu fühlen. Je mehr wir unseren eigenen Geschmack kennen und ihm zu seinem Recht verhelfen, desto resistenter werden wir auch gegen Verlockungen von außen. Speisen und Getränke, die Sie sehen oder riechen, so verlockend sie auch wirken, in Wirklichkeit aber nur wertloser Ballast sind, verlieren damit Ihre verführerische Wirkung.
Vertrauen Sie auf das Wissen ihres Körpers. Erinnern Sie sich daran, als Sie sich das letzte Mal richtig körperlich verausgabt haben? Da haben Sie genau gespürt, was Ihnen im Augenblick gut getan hat. Wahrscheinlich war es etwas Herzhaftes.
… und nicht nur beim Essen…
Es kommt noch besser: Essen sollte zwar eine Quelle der Lust für uns sein, aber keinesfalls die einzige! Wenn Essen die einzige Freude in unserem Leben ist, könnte dies dazu führen, dass wir wiederum Bedürfnisse und Erwartungen mit dem Essen befriedigen, die eigentlich nichts damit zu tun haben. Achten Sie darauf, dass Sie genug Schönes zu sehen, Angenehmes zu spüren, Harmonisches zu hören und Feines zu riechen bekommen. Eine erotische Begegnung, ein Sonnenuntergang, schöne Musik, ein duftendes Schaumbad usw., der Geruch des Haares, ein langsam rollender Ball am liegenden Bauch …
Doch zurück zum Genuss des Essens: Wenn Sie sich für eine Speise entschieden haben, dann genießen Sie diese ganz bewusst. Konzentrieren Sie sich ganz auf das Essen, ohne nebenbei etwas anderes zu tun. Setzen Sie sich nieder und schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre. Richten Sie das Essen ansprechend auf dem Teller zurecht, denn wie Sie wissen, isst das Auge mit. Vermeiden Sie Streitgespräche bei den gemeinsamen Malzeiten, da jede Ablenkung die Kalorienzufuhr erhöht. Essen Sie langsam. Legen Sie das Besteck nach jedem Bissen nieder. So können Sie überprüfen, ob Sie überhaupt noch Appetit haben oder ob Ihr Körper schon genug hat. Essen Sie das Beste zuerst und hören Sie einfach auf, wenn Sie satt sind. Lassen Sie die Reste am Teller liegen, auch wenn das Ihrer Erziehung widerspricht. Hören Sie auf, auch wenn Sie noch eine Kleinigkeit vertragen könnten. Es dauert 20 Minuten, bis Sie die Sättigung spüren können. Nach dem Essen genießen Sie die Wärme und angenehme Leichtigkeit im Bauch. Wie fühlt sich das Gefühl der Sattheit für Sie an? Und wie ist der Unterschied zum Gefühl, zu voll zu sein? Lassen Sie sich von Ihrem Körper sagen, welche Wirkung die gegessene Speise für Sie hat. Wie ist Ihr Energiepegel unmittelbar nach dem Essen und auch in den nächsten Stunden? Wie reagiert Ihre Verdauung, Ihre Stimmung?
Achtung, in Ihrem Mundwinkel ist noch ein kleines Stücken des Apfels oder der Frucht von vorhin liegen geblieben! Wischen Sie es nicht weg! Lassen Sie sich dieses wegküssen! Geben Sie auch anderen von diesem Gefühl des Sattseins, lassen Sie auch andere das Erlebnis von:
Das war gut!

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