Regelmäßige körperliche Belastungen gehen in den Venen und Arterien mit einer Erhöhung des Blutvolumens einher. Die Fließeigenschaft des Blutes nimmt zu, weil Gerinnungsfaktoren wie das Fibrinogen unter diesen Bedingungen sinken und der Gehalt an Gewebeplasminogenaktivator steigt. Der Sauerstofftransport und die Wärmeregulation sind verbessert.
Auch die Innenauskleidung der Gefäße, das Endothel, spielt bei der Verbesserung der Gefäßfunktionen durch regelmäßige Ausdaueraktivitäten eine wichtige Rolle. Es produziert dann u. a. mehr Stickstoffmonoxid und Prostacyclin. Beide Stoffe bewirken eine Weitstellung der Gefäße und damit eine Blutdrucksenkung. Das Prostacyclin setzt außerdem die Aktivität der Gerinnungsplättchen herab und vermindert so zusätzlich die Thrombosegefahr. Und schließlich wandern weniger Entzündungszellen in die Gefäßwand ein, was mit einer weiteren Senkung des Arterioskleroserisikos verbunden ist.
Als Ursache für die Aktivitätssteigerung des Endothels unter Belastung wird der erhöhte Blutstrom angesehen, der die auf die Endothelbarriere einwirkenden Scherkräfte vergrößert. Neben dem positiven Einfluss von Ausdauertraining auf Stoffwechsel, Übergewicht und Blutdruck trägt also auch kontinuierliches „Endotheltraining“ dazu bei, das Entstehen einer koronaren Herzkrankheit (KHK) zu verhindern oder das Fortschreiten einer eventuell vorhandenen Erkrankung zu verlangsamen. Dass davon selbst übergewichtige Personen profitieren, zeigt die Auswertung der Women‘s Health Study mit 38.987 Frauen und einer mittleren Beobachtungszeit von 10,9 Jahren.
Danach war das mit einem erhöhten Body-Massindex assoziierte KHK-Risiko durch regelmäßige körperliche Aktivitäten deutlich vermindert, ließ sich allerdings nicht komplett auf das Risikoprofil Normalgewichtiger absenken. Die naheliegende Konsequenz ist deshalb: Wenn schon übergewichtig, dann sich wenigstens viel bewegen!
Wichtige positive Effekte sind:
▬ Kapillarneubildungen
▬ Öffnung von Ruhekapillaren
▬ Ausbildung von Umgehungskreisläufen
▬ Erhalt der Elastizität
▬ Erweiterung des Querschnitts
Eine Neubildung von Kapillaren findet speziell in der arbeitenden Muskulatur statt. Das verbessert die oxidative Kapazität, zumal es gleichzeitig auch zu einer Volumenvermehrung der Mitochondrien kommt.
Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, in denen die Energiegewinnung über den Citratzyklus und die Atmungskette abläuft. Der Zellstoffwechsel wird effektiver, indem der Sauerstoffverbrauch für gleiche Leistungen abnimmt.
Der höhere Blutdruck während einer körperlichen Anstrengung bewirkt also eine Zunahme der Kapillardichte und führt zur Öffnung von Ruhekapillaren sowie zur Ausbildung von Umgehungskreisläufen („Durchblutung der letzten Wiesen“).
Blutvolumina werden effizienter verteilt und das Sauerstoffangebot dadurch besser ausgenutzt. Die Gefäße bleiben elastischer. Bei einem mehr als fünfstündigen Training pro Woche kommt es zur Erweiterung des Gefäßquerschnitts mit einem beträchtlich gesteigerten lokalen Blutfluss und einer Blutdrucksenkung systolisch/diastolisch von etwa 7/6 mmHg, in Einzelfällen bis 20/11 mmHg.
Schon bei moderaten körperlichen Aktivitäten ist die Gehirndurchblutung um etwa 30% gesteigert. Anstrengende Belastungen sind der stärkste Reiz für den Erhalt der rund 100 Milliarden Nervenzellen und für den Ausbau ihrer Funktionsfähigkeit durch Knüpfen immer neuer, vielfältiger Synapsen. Dabei kann bei Erwachsenen jede einzelne Nervenzelle bis zu 10.000 solcher Kontaktstellen zu anderen Nervenzellen haben. Durch sportliche Betätigungen werden Denkprozesse erleichtert, die Intelligenz sowie Lern- und Gedächtnisleistungen werden optimiert.
Der verbesserte Hirnstoffwechsel führt zur vermehrten Produktion hunderter chemischer Substanzen, darunter Nervenwachstumsstoffe und diverse Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin oder Noradrenalin. Besonders interessant ist hier die bis zum Vierfachen gesteigerte Ausschüttung körpereigener Opioide. Als Endorphine bezeichnet, werden sie vorwiegend im Bereich des Frontallappens der Großhirnrinde und im limbischen System gebildet. Beide Areale spielen eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Gefühlen und bei der Unterdrückung von Schmerzen. So tragen körperliche Aktivitäten zu einem erheblichen psychologischen Benefit bei, der auf Wohlbefinden, erhöhtem Selbstwertgefühl, Abbau aufgestauter Aggressionen, Distanzierung von überbewerteten Problemen, Abschwächung negativer Stimmungslagen und einer allgemeinen Stressresistenz beruht.
Speziell bei älteren Menschen senken körperliche Anstrengungen deutlich auch die Demenzrate. Das ist wichtig, denn eine Therapie der Demenzkrankheit ist bislang nicht verfügbar. Wer sich aber zeitlebens viel bewegt und sich mit reichlich Obst, Gemüse, Fisch und wenig rotem Fleisch gesund ernährt, kann das Demenzrisiko nach den derzeitigen Studiendaten in etwa halbieren.