In der Ernährungswissenschaft, -medizin und –beratung werden fast ausschließlich gesundheitliche bzw. physiologische Aspekte der Ernährung berücksichtig. Ernährung wird vorwiegend analytisch bewertet, das heißt hinsichtlich des Nährstoffgehalts der Lebensmittel sowie ihrer hygienischen und toxikologischen Eigenschaften. Die weitergehenden Aspekte bleiben dabei häufig unberücksichtigt. Die bestehenden Vernetzungen innerhalb des Ernährungssystems, beispielweise zwischen Gesundheit und Umwelt, erfordern jedoch eine ganzheitliche Bewertung, die alle Aspekte der Ernährung einbezieht.
Es reicht nicht aus, Die Ernährung bzw. das Ernährungssystem ausschließlich aus gesundheitlicher Sicht zu bewerten. Ernährung sollte vielmehr so gestaltet sein, dass die Bedürfnisse aller Menschen weltweit und die Anforderungen an eine intakte Umwelt langfristig erfüllt werden können.
Die Vollwert-Ernährung ist insgesamt energiesparender und umweltschonender als herkömmliche Kostformen, unter anderem weil weniger tierische Produkte und weil Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft sowie aus regionaler Herkunft und entsprechend der Jahreszeit verwendet werden. Für ökologische und regionale Erzeugnisse sprechen ferner ökonomische und soziale Gründe wie Existenzsicherung für die Bauer und der weiteren Beschäftigten im Ernährungssystem. Um Ressourcen zu schonen und die Abfallproblematik zu vermindern, werden unverpackte oder umweltverträglich verpackte Lebensmittel empfohlen.
Langfristig kann ein vorbildliches Verhalten hier zu einer Verbesserung der Ernährungssituation in den sogenannten Entwicklungsländern beitragen. Dazu zählt beispielweise der Kauf von Lebensmitteln aus Fairem Handel, außerdem ein geringerer Verzehr tierischer Lebensmittel, wodurch sich die Veredelungsverluste bei deren Erzeugung und infolgedessen die Futtermittelimporte aus Entwicklungsländern vermindern lassen.
Vollwert-Ernährung ist so konzipiert, dass möglichst viele der Auswirkungen der vernetzten Zusammenhänge des Ernährungssystems berücksichtigt werden. Im Rahmen eines vernünftigen Lebensstilkonzepts wird angestrebt, die eigene Gesundheit und die der anderen Menschen zu fördern, die Umwelt zu schonen sowie einen Beitrag zu weltweit fairen Wirtschaftsbeziehungen und sozialer Gerechtigkeit zu leisten. Damit werden die Grundlagen für eine dauerhafte Lebensqualität und für eine nachhaltige Entwicklung gestärkt.